עכשיו
Aktuell

Agi Mishol: Schutzraum

Jetzt wo rund herum Tod kriecht
und Pekannüsse sich in ihre Schalen drücken
verstecke ich mich im Hebräischen.
Nichts wird mir geschehen beim arglosen Schreiben
nichts wird mir geschehen
wenn ich mich von den Buchstaben aufnehmen lasse
wenn ich nicht über die Linie schreibe –
geschrumpft in einen kleinen Punkt
eingezwängt in ein o oder
den Bauch eines g
in einen tränenden Strichpunkt
eingegeiselt.
Geliebte heilige Sprache –
jetzt wo alles seine Zeit hat
alles Entsetzen ist
wo der Hain uns seine Früchte reicht
und die Erde gepflügt ist
tue ich nur was Rilke sagt:
lasse mir alles geschehen
Schönheit und Schrecken
ohne zu denken
dass sie endgültig sind.

(Erschienen in: Sinn und Form 2024/1, S. 54. Eine Auswahl der Gedichte von Agi Mishol, aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer, erscheint unter dem Titel Gedicht für den unvollkommenen Menschen im Juli 2024 in der Edition Lyrik Kabinett im Hanser Verlag.)

Arbeitsblatt Übersetzung des Gedichts "Bei meiner Rückkehr" von Chaim Nachman Bialik

אנה בירקנהאור

Anne Birkenhauer

תרגום ספרות והרצאות
Literarische Übersetzungen und Vorträge

Anne Birkenhauer lebt schon über die Hälfte ihres Lebens in Jerusalem und übersetzt seit 1989 hebräische Literatur. Sie ist nicht nur eine passionierte Übersetzerin von  Autoren wie David Grossman oder Chaim Be’er, sondern hält auch Vorträge darüber, wie ihre Übersetzungen zustande kommen.

Anne Birkenhauer übersetzt „klassische“ und ausgesprochen literarische AutorInnen wie David Grossman, neuerdings auch Zeruya Shalev, moderne experimentelle Prosa etwa von Tomer Gardi und Lyriker wie Dan Pagis, Yitzhak Laor oder Jehuda Amichai. Dabei reizen sie Werke, in denen der kulturell religiöse jüdische Hintergrund eine zentrale Rolle spielt, genauso wie solche, in denen besondere Register der Umgangssprache übertragen werden müssen, wie bei Sara Shilo.

In Aus der Werkstatt berichtet Anne Birkenhauer, welchen spezifischen Fragen sie dabei begegnet und wie sie diese jeweils beantwortet. Unter Übersetzungen gibt sie Einblick in die Zusammenarbeit mit einzelnen AutorInnen und ihre Werke. Anne Birkenhauer spricht auch äusserst eindrücklich von Ihrer Arbeit, was sie in vielen Vorträgen und Seminaren gezeigt hat.

Anne Birkenhauer erhielt für ihre Arbeit den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, den Internationalen Literaturpreis Albatros (zusammen mit David Grossman für „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“), den Jane Scatcherd-Preis der Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Stiftung; für ihre Lyrikübersetzungen den Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und den Paul-Celan-Preis des Deutschen Literaturfonds.

Das Hebräische fasziniert mich von meiner ersten Begegnung mit dieser Sprache bis heute. Es hat eine besondere Poetizität, die es für Lyrik geradezu prädestiniert. Es ist kurz und dicht und vieldeutig. Und sein Klangreichtum und seine historische Tiefe ermöglichen es einem modernen heutigen Autor, mit Hilfe einer einzigen alten Wortform Stellen aus den hebräischen Schriften zu evozieren.

Foto: Dood Evan
Anne Birkenhauer Porträt

תרגומים חדשים>
Neue Übersetzungen

Cover des Buches Frieden ist die einzige Option von David Grossman
David Grossman: Frieden ist die einzige Option. Aus dem Hebräischen von Anne Birkenhauer und Helene Seidler. Hanser Verlag 2024. 
Cover des Buches "Nicht ich" von Zeruya Shalev, übersetzt von Anne Birkenhauer
Zeruya Shalev: Nicht ich. Berlin Verlag 2024.

חדשות
Aktuelles

Kleiner Lektürekurs für Einsteiger:innen

Samuel Joseph Agnon: Die Geschichte von der Ziege – מעשה העז

Der spätere Literaturnobelpreisträger Agnon hat diese kurze Geschichte 1924, vermutlich in Bad Homburg geschrieben, am Ende seines elfjährigen Aufenthalts in Deutschland, kurz vor oder direkt nach seiner Rückkehr nach Palästina. 1925 erschien sie im Abstand von acht Wochen gleich zweimal, erst als Die Öffnung der Höhle in einer Anthologie für Erwachsene und danach als Kinderbuch unter dem Titel Die Geschichte von der Ziege mit Bildern von Zeev Rabban.

In einer kleinen Zoomgruppe von Liebhaber:innen hebräischer Literatur mit unterschiedlichen sprachlichen Vorkenntnissen lesen wir den Text … mehr lesen

Dauer: drei Sitzungen von je 2.5 Stunden Dauer
Termin: einmal im Monat, sonntags 17–19.30 Uhr auf Zoom oder an einem anderen Tag. Der Kurs beginnt, sobald sich mindestens sechs Teilnehmer:innen zusammengefunden haben.
Kursgebühr: auf Anfrage

Lektürekurs Langsam Lesen

Seit dem ersten Coronawinter 2021 treffen sich Liebhaber:innen der hebräischen Literatur monatlich zu einem zweieinhalbstündigen Zoomtreffen. Die Teilnehmer:innen, die verschiedene Vorkenntnisse mitbringen, bereiten die Texte zu Hause vor; in den Sitzungen lesen wir sie gemeinsam, übersetzen und besprechen sie.

Ein Vergnügen für alle, die moderne hebräische Prosa und Lyrik selbst lesen und sich darüber mit anderen austauschen wollen… mehr lesen

Termin: einmal im Monat, sonntags 17–19.30 Uhr
Kursgebühr: auf Anfrage